Geduld

Ein, für mich, sehr ambivalentes Wort. Ich kann 2 Stunden beim Arzt warten. Oder auf den verpassten Bus/Zug. Das macht mir wenig aus.

Nur wenn es um Geduld mit mir geht, dann hat selbst eine Stecknadel mehr Geduld als ich.

Als ich angefangen habe mich mit BDSM zu beschäftigen, war ich wie eine Getriebene. Ständig auf der Suche nach einem Partner, nach Erfüllung, nach Liebe. Ging der eine Kerl, kam der andere. Ich wollte das, was andere auch hatten. Das konnte ja nicht so schwer sein. So passierte, was passiert ist. Und was vermutlich auch passieren musste. Ich war blind. Ich war wie im Rausch. Und bin gefallen. Seit fast zwei Jahren bin ich Single. Eine, für mich, fast unerträglich lange Zeit. Und Corona macht es auch nicht einfacher.

Oder?

Ich dachte, es würde vorwärts gehen. Aber das, was ich für einen Neuanfang gehalten habe, hat sich als Fata Morgana erwiesen. Ein Trugbild. Zerplatzt wie eine Seifenblase. Ich sitze nach wie vor in meinem selbstgebauten Gefängnis auf der Standspur und schaue zu wie auf der Autobahn das Leben tobt. Während ich halbherzig versuche mit einem Löffel ein Loch in die Mauer zu kratzen. Obwohl ich viel lieber noch mehr Mauern bauen möchte. Allein der Gedanke jemanden kennenlernen zu wollen, bewirkt dass ich schreiend weglaufen möchte. Ich könnte dem gar nicht gerecht werden. Anstatt also auszubrechen erzeugt mein Kopf Erwartungen, die nicht existieren und denen ich gar nicht gerecht werden kann.

Warum? Weil ich keine Geduld habe, den Dingen ihre Zeit zu lassen. Weil ich alles sofort haben oder machen möchte. Ohne Rücksicht auf Verluste. Selbst wenn ich den Schlüssel zur Gefängnistür hätte und die Tür öffnen würde, würde ich vermutlich aus genau diesen Gründen scheitern….