Sub sein bedeutete für mich in erster Linie erreichbar sein. Verfügbar. Ob es gerade passte oder nicht war egal. Auf der Arbeit, beim Essen, auf der Toilette. Sogar beim Schwimmen war Erreichbarkeit Pflicht. In der Regel verbunden mit Aufgaben die dazu dienten meinen Willen zu brechen. Es ging dabei nie um mich. Es ging um Macht. Um das Gefühl über mir zu stehen. Mich klein zu halten. Je höriger und gefügiger ich war umso besser. Oft habe ich gelogen. Um meine Ruhe zu haben. Im Nachhinein betrachtet hätte ich so oft, so viel früher gehen sollen. Aber ich hab gedacht das Problem liegt bei mir. Ich bin nicht devot genug. Zu widerspenstig. Dabei lag das Problem nie bei mir. Sondern bei meinem Gegenüber. Narzissten. Verlogen und gefährlich. Keinem von ihnen habe ich etwas bedeutet. Es ging um deren Lust. Das Gefühl mich in den Fingern zu haben. Psychospiele mit mir zu spielen. Je intensiver das Spiel, desto länger hat es gedauert mich davon zu erholen. Nur um auf den nächsten Typen herein zu fallen. Ich war so darauf fixiert geliebt zu werden dass ich leichte Beute war. Hab ich mich gewehrt gab es Ärger oder ich wurde schneller fallen gelassen als eine heiße Kartoffel.
Ich habe mich oft gefragt, wie mir das passieren konnte. Die Gründe liegen in meiner Vergangenheit. Wo auch sonst? Wenn man als Kind keine Liebe bekommt, die Mutter kein Interesse an einer Bindung hat, verursacht das viele Probleme. Dazu massives Mobbing, Einsamkeit und eine letztendlich unheilbar zerbrochene Familie. Kein Selbstwertgefühl, keine Selbstliebe, kein Selbstvertrauen. All das hat dazu geführt, dass die Misshandlungen stattfinden konnten. Wenn man sich selbst schon für wertlos hält, dann glaubt man auch dass man nur dann etwas Wert ist, wenn man den Rest von sich abgibt. Ich habe wirklich geglaubt, ich habe es nicht besser verdient. Dass ich eigentlich noch froh sein kann nicht eingesperrt und angekettet als Hure dienen zu dürfen. Mich prügeln zu lassen. Mein Glück war dass reale Treffen oft auf Grund der Entfernung scheiterten und ich zu feige war wirklich weit zu fahren. Die paar realen Treffen, die es gab, waren eine Katastrophe. Ich glaube, ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich ein paar Schutzengel gehabt habe. Denn es hätte durchaus anders kommen können.
Das Handy war also allgegenwärtig. Wenn nicht für Nachrichten, dann für Fotos und Videos als Beweis für die Aufgaben, die ich zu erledigen hatte. Unter anderen Umständen hätten mir die Aufgaben vielleicht gefallen. Aber so war es nur eine lästige Pflicht, die ich oft mit viel Widerwillen erfüllt habe. Ich weiß nicht ob das jeweilige Gegenüber etwas davon bemerkt hat. Aber ich hab oft nur so getan als wäre mir nichts lieber als zu dienen. Meistens war ich nach 10 Minuten fertig und hab in der restlichen Zeit was anderes gemacht. Hatte ich deswegen ein schlechtes Gewissen? Nein. Weil im Grunde oft schon klar war, dass ich meinem Gegenüber nichts wert war. Ich hab mich also selten wirklich rein gekniet. Außer es ging tatsächlich nicht anders. Aber auch dann hab ich versucht mich irgendwie durch zu mogeln.
Das alles liegt Jahre zurück. Und trotzdem hab ich immer noch das Gefühl sofort antworten zu müssen. Jederzeit erreichbar zu sein. Das aus meinem Kopf zu bekommen ist nicht einfach. Aber ich schaff das.