Schuld und Sühne

Oder auch Haare und Hose

Ich hab vor ein paar Tagen etwas getwittert. Im Nachhinein betrachtet war er wohl etwas radikal. Und Einigen scheine ich auch auf die Füße getreten zu sein. Ich habe den Tweet gelöscht, aber gesagt ist gesagt ist gesagt. Trotzdem tut es mir leid.

Und ich komme nicht umhin mich zu fragen ob es nicht doch meine Schuld ist, das die Dinge so passiert sind wie sie es sind.

Nicht wegen der Haare oder irgendwelchen Hosen. Sondern weil ich nicht submissiv genug gewesen bin. Vielleicht wäre ich mit einer anderen Einstellung besser behandelt worden? Vielleicht habe ich es nur nicht genug versucht? Es hätte doch schön sein können. Wenn ich mir ein bisschen mehr Mühe gegeben hätte. Spielt es da wirklich eine Rolle dass mir lange Haare nicht stehen? Oder braune Haare besser sind als rote?

War es denn wirklich notwendig Paroli zu bieten? Selbst bei einfachsten Sachen? Natürlich ist es nervig wenn Sub immer wieder Fragen hat, obwohl Dom nach einem langen Tag nur ein bisschen Spaß haben möchte. Für emotionalen Quatsch gibt es schließlich Tagebücher. Still sein und dienen. Leise und beherrst sein. Das macht eine gute Sub aus. Oder ich?

Ich bin nichts davon. Nicht mal optisch hübsch. Da ist es doch kein Wunder, wenn ich schlecht behandelt werde.

Ich bin selber Schuld und muss jetzt mit den Konsequenzen leben.

Ja, ich weiß dass es nicht so ist. Aber im Moment sind die Stimmen im Kopf zu laut um sie zu ignorieren. Und ja, es gibt einfach Tage, an denen ich mich frage ob es eben nicht doch meine Schuld ist. Dann kommen die Erinnerungen hoch. An die Dunkelheit. Die emotionale Kälte. Die Ablehnung. Die Tage, an denen ich mir die Seele aus dem Leib geheult habe. Die höhnischen Kommentare. Die Nächte in denen ich schlecht geschlafen habe und in denen mich Albträume geplagt haben. Die Momente, in denen mir buchstäblich die Luft zum Atmen fehlte, weil ich Panik bekommen habe.

Ich würde viel darum geben, könnte ich die Zeit zurück drehen und die Dinge verändern. Aber das kann ich nicht. Alles was mir geblieben ist, sind leere Träume von dem, was hätte sein können.

10 Kommentare

  1. So ich gebe nun auch mal meinen Senf dazu. Du bist keine Sklavin über die man einfach so verfügen kann. Du bist eine Sub. Du hast deine Gedanken deine Gefühle und die sollst du auch äussern. Auch wenn es gewissen Herren nicht passt. Du bist nicht deren Eigentum. Und gewisse Herren vergessen wohl den Unterschied zwischen einer Sklavin und einer Sub. Oder sie kennen den Unterschied nicht. Deswegen will ich auch keine Sklavin. Mir ist eine Sub mit ihren Wünschen und Gedanken viel lieber. Und sie soll die auch äussern dürfen. Und auch müssen. Mir ist es egal ob eine Sub nun kurze Haare hat oder nur Hosen trägt. Klar mag ich ne Frau lieber in einem Rock oder in einem Kleid. Und wenn sie das weiss kann sie mich damit auch mal überraschen. Das ist mir viel lieber als sie zu was zwingen was sie gar nicht will. Und dann auch noch zu bestrafen. Bei einer Sklavin wäre das sicher anders. Sie hätte keine Rechte. Nur pflichten. Ich brauche das auf Augenhöhe zu sein. Aber sie muss auch wissen wo ihr Platz ist. Und das ohne Angst zu haben, das sie bestraft wird. Sicher kann man auch durch bestrafen seine Ziele erreichen. Die Frage ist dann nur ob die Sub dabei glücklich ist? Und das sollte das Ziel des Dom’s sein. Seine Sub glücklich zu machen, genau so wie die Sub ihren Dom glücklich machen soll. Ich habe da sicher eine andere Sichtweise wie viele andere Dom’s. Aber ich bin bis jetzt mit dieser Sichtweise sehr gut gefahren.

    1. Im Grunde geht es mir hauptsächlich um die fehlende Akzeptanz. Soweit ich als Sub der Norm entspreche ist alles gut. Für alles andere wird man dann geteert und gefedert.

      1. Ich schließe mich meinem Vorredner an. Beide Beteiligten sollten *EINANDER* glücklich machen- Auch bei einem Machtgefälle. Unbedingt sogar! ?
        Und BDSM ist auch oft genug „emotionaler Quatsch“ oder sollte es sein dürfen – im besten Sinne- ?
        VVN

        1. Ich hab es zweimal gewagt mit Typen Spaß zu machen und wurde dafür mit Schlägen bestraft. Danach hatte ich viel zu viel Angst um noch Quatsch zu machen

  2. Ich fühle mit Dir.
    Auch wenn ich selbst zuletzt mich etwas direkter geäußert habe (https://training-of-o.de/blog/2019/12/12/regeln-klar-aber-bitte-nur-die-die-ich-moechte/), so kommt und geht D/s mit der wechselseitigen Akzeptanz.
    Einer Sub, die sich von vorneherein absolut unterwürfig gibt, begegne ich mit Reserviertheit. Schließlich kennt man sich noch gar nicht und ein direktes „Mein Herr“ lehne ich absolut ab. Ein „Herr Mewes“ muss reichen ?
    Nur bin ich aber auch keine Blaupause für jeden Dom. Und Du bist keine für jede Sub. Du entscheidest, wenn Du als Deinen herrn annimmst und nicht der Dom. Wer Dir blöd kommt, der ist es nicht. Diese Dinge müssen halt direkt und klar geäußert werden.
    Auf der anderen Seite ist Sub-Sein aber auch ein wenig die Sicht auf sich selbst abzugeben und die Sicht eines anderen auf sich anzunehmen. Und da gehört durchaus ein wenig Hingabe und Vertrauen zu. Das kann natürlich nicht von vorne herein gelten. Das muss wachsen.
    So lege ich wert darauf, dass eine Sub mit HighHeels, Halterlosen und Halsband zum Spiel erscheint. Das sind alles Dinge, die nicht weh tun. Wenn irgendwas davon nicht geht, aus welchen Gründen auch immer, dann erwarte ich eben, dass dies erklärt wird und nicht „weggebissen“ und „trotzig“ daher kommt. Kommunikation ist der Schlüssel zu allem.
    Nicht alle meine Subs können HighHeels tragen. Nicht weil sie nicht wollen, sondern weil Fußgelenke das nicht zulassen. Durch Kommunikation kommt dann der Kompromiss, dass Liegeschuhe im Bett „plötzlich“ funktionieren.
    DU hast das alles in der Hand. Du wählst Dir Deinen Herren und bist nicht von seiner Gnade abhängig. Es dreht sich alles nur um DICH. Ohne eine Sub können wir Schnitzel Wiener Art produzieren. Sonst nix.
    Grüße aus Köln
    Ein Froind.

    1. Ich hab den Blog gelesen. Also die ersten Absätze ?
      Ich hab auch lange hin und her überlegt ob ich darauf antworten sollte, hab mich dann aber für den Eintrag hier entschieden. Ich wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
      Ja, ich weiß, ich bin oft bissig und kratzbürstig. Aber das sind dann meist die Momente, in denen es in mir arbeitet. Dann schlag ich verbal um mich. Ich wünschte es wäre nicht so. Aber manchmal muss das eben sein.
      Ich kann aber auch anders. Und angemessen zu einer Session zu gehen ist selbstverständlich. Sofern vorher kommuniziert wurde und BEIDE sich wohlfühlen.

      Ich hasse es zu sagen dass es schwer ist im Moment. Dass es mir nicht gut geht. Ich komme mir vor als würde ich mich nur anstellen. So schlimm kann es nicht gewesen sein. Scham und Schuld.

      Danke für deine Nachricht hier. Den Rest von deinem Blog werde ich bestimmt noch lesen. ?

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