Vor ganz genau zwei Wochen um diese Zeit war ich in Hamburg, auf einem Konzert. Mein absolutes Teenie Idol. Jemand, der Fels in der Brandung, Familie und Flucht aus der Realität war, als ich genau das gebraucht hab. Klingt albern? Ist aber so. Wenn man nicht nur schlimmes Mobbing ertragen muss, sondern auch noch von der Familie, während der Trennung, im Stich gelassen wird, sucht man sich halt Alternativen um irgendwie zu überleben. Zumindest wenn Alkohol und Drogen keine Option sein sollen. Ich hab mir halt ne Boyband ausgesucht. Und viel Geld bezahlt um jenen Menschen vor dem Konzert treffen zu können.
Was das für mich bedeutet hat, ist kaum in Worte zu fassen. Ich schwankte zwischen Panik, Tränen und dem Versuch zu realisieren, dass das Treffen real war. Das Konzert war der Hammer. Und dann kamen 2 Lieder von damals. Ich hab wirklich schlimm geheult. Es war wie eine Reise zurück in die Vergangenheit. All die Erinnerungen kamen wieder hoch. Wie schlecht es mir damals ging. Ich rede nicht gerne darüber, aber ich glaube so manches Mal hätte mein Leben anders verlaufen können, hätte ich nicht so vehement gekämpft. Es gab Zeiten in denen ich dachte dass ich mit 30 nicht mehr Leben würde. Und dann wurde ich 30. Und ich lebte. Und hoffte dass es irgendwann besser werden würde. Stattdessen wurde es schlimmer.
In gewisser Weise war das Konzert das Ende und der Beginn. Ich konnte mit einem Teil meiner Vergangenheit abschließen. Akzeptieren dass es ist wie es ist. Dass ich nichts von dem was passiert ist hätte ändern können. Weil nichts davon meine Schuld war. Ich war die Jüngste. Meine Schwestern erwachsen. Es sind Entscheidungen getroffen worden, die für mich nicht gut waren. Aber es ist nicht meine Verantwortung. Auch wenn ich mit den Konsequenzen zu leben und zu kämpfen hatte. Und auch immer noch habe. Dennoch konnte ich unter ein paar Dinge einen Schlussstrich ziehen.
Es war in vielerlei Hinsicht ein Anfang. Zum einen, weil es definitiv nicht das letzte Konzert und auch nicht das letzte Treffen war. Zum anderen, weil ich an einem Punkt im Leben angekommen bin, wo ich mir selbst gestatte mir Wünsche zu erfüllen und glücklich zu sein. Viele, viele Jahre habe ich mir eingeredet es nicht zu verdienen. Ich war es nicht wert das mir etwas Gutes passiert. Das ich nicht glücklich sein darf. Aus meiner Sicht war ich ein wertloser Mensch. Wenn meine Familie mich schon nicht mag, kann ich es auch nicht besser verdient haben. Aber inzwischen bin ich älter und vielleicht auch klüger. Ich erober mir im Rahmen meiner Möglichkeiten meine Welt und mein Leben. Und das ist mehr als ich jemals zu hoffen gewagt habe.
Es ist ein Anfang weil ich mich neu entdecke. Entscheide wer ich sein möchte.
Und das Mittendrin. Als Gleichgewicht zwischen Alltag und Neigung. Zwischen Arbeit und Freizeit. Etwas woran ich arbeiten muss. Es fehlt mir mich mit anderen Dingen zu beschäftigen, als mit meiner Neigung. Ja, es fehlt mir. Sehr sogar. Und ich würde viel darum geben jemanden zu finden. Aber ich werde zu verbissen was das angeht. Und deswegen bekommt der Neuanfang eine Pause, damit andere Dinge wieder mehr in den Fokus rücken können. Das werde ich auch tun. Ich weiß noch nicht wie genau ich das gestalten werde, aber es wird bestimmt prima. Und wer weiß? Vielleicht habe ich nächstes Jahr etwas mehr Glück. Erzwingen kann ich es eh nicht. Aber es kann nur vorwärts gehen und dafür bin ich dankbar.