BDSM und Kommunikation

Kommunikation und Social Media #smblogparade

SMBlogparade reloaded
Thema: Kommunikation & Soziale Netzwerke
wie immer wird es eine gute Mischung sein aus tollen, heißen Geschichten und informativen Sachtexten.

Die Links zu den teilnehmenden Blogs:

 



Heute bin ich also dran mit meinem Beitrag. Ehrlich gesagt hab ich noch keine Ahnung wo wir am Ende landen werden. Es bleibt spannend…

Vor kurzem wurde diese Runde der Blogparade eröffnet. Ich wurde eingeladen teilzunehmen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Für mich zu schreiben ist eine Sache, aber ein Teil dieser Gruppe zu sein eine Herausforderung. Ich hab viel hin und her überlegt was ich zu dem Thema schreiben soll. Ich hoffe das Ergebnis gefällt Euch…

Kommunikation ist das A und O im BDSM. Ohne Kommunikation keine Basis. Ohne Basis kein Vertrauen. Ohne Vertrauen kein BDSM. Im Laufe der Jahre sind mir viele Männer begegnet, die ein Paradebeispiel dafür sind, wie es nicht funktioniert. Und damit meine ich nicht das simple Ignorieren des Gegenübers. Ich meine die Erwartungshaltung dahinter. Die Erwartung, sich von der ersten Nachricht an als Sub zu verhalten, zu gehorchen und natürlich die obligatorische Fähigkeit Gedanken lesen zu können.

Ich hab mich vor ein paar Jahren hin und wieder mit Doms auf Skype unterhalten. Das war in der Regel durchaus in Ordnung. Aber natürlich wurde es auch zuweilen etwas skurril. Einen Ausschnitt davon möchte ich Euch nicht vorenthalten.

„Hi.“
„Hey.“
„Was machst du gerade?“
„Surfen. Und du?“
„Bist du nackt?“
„Nein.“
„Wieso nicht?“
„Warum sollte ich?“
„Du bist doch Sub.“
„Ja. Und?“
„Na ich bin Dom. Du hast nackt vor dem PC zu knien wenn du mit mir sprichst. Los zieh dich aus. Ich warte.“

Ein paar Minuten später

„Und?“
„Was und?“
„Hast du dich ausgezogen?“
“ Nein. Ich kenne dich doch gar nicht.“
“ Du bist echt ungezogen. Ich bestraf dich jetzt. Los hol mal was zum schlagen. 10 Schläge auf die Titten und 20 auf den Arsch. Du hast 10 Minuten Zeit. Melde Dich wenn Du fertig bist. Ich warte.“
„Nein.“
„Wie Nein?“
„Nein, das mache ich nicht. Ich kenne Dich nicht und Du hast mir gar nichts zu sagen.“
„Du blödes Miststück bist es doch gar nicht wert. Tschüss.“

Das Gespräch war danach aus mir unerfindlichen Gründen beendet. Solche Gespräche habe ich oft geführt. Und leider auch mindestens genauso viele Gespräche, die genau das Gegenteil waren. „Wenn du mir gehörst, dann für immer.“ war auch ein Satz den ich zu oft gehört habe. In der Regel dauerte es dann nicht allzu lange und ich habe gar nichts mehr gehört. Die meisten Männer haben sich ohne ein Wort des Abschiedes verkrümelt. Wenn nach ein paar Tagen immer noch keine Nachricht, keine Antwort kam, war in der Regel klar dass es das war. Ich war den Typen keinen Abschied wert. Und auch das ist ein Teil des Problems, gerade in den sozialen Medien. Heute ja, morgen Nein. Erst wollen und dann doch nicht. Es geht um unbedeutenden Spaß in einem namenlosen Hotel, während die Ehefrau zu Hause wartet. Ein Fick hier, ein Fick da. Bestenfalls ist Frau dann eine belanglose Affäre. Man muss einander nicht mehr gegenüber treten um Schluss zu machen. Das geht hervorragend dadurch das man sich überhaupt nicht mehr meldet. Die Konsequenzen sind egal. Mann hatte seinen Spaß. Soll Frau doch sehen wo sie bleibt. Ist halt persönliches Pech. Tatsächlich wurde ich fast ein Jahr lang immer wieder von einem Typen angeschrieben, der eine Affäre mit mir wollte, während seine Frau nichts davon wissen sollte. Ein Nein wurde kaum respektiert. Schließlich habe ich die Nummer blockiert. Ich kann natürlich nur aus meiner Perspektive erzählen. Andere mögen es anders erlebt haben.

Meine Kommunikation hat sich verändert. Ich bin einerseits empfindlich geworden. Andererseits bin ich sehr rigoros. Bei bestimmten Sätzen mache ich dicht. Gebe dem Menschen dahinter keine Chance. Ich beende oder blockiere zu oft und womöglich auch zu schnell. Ich bin immer auf der Hut. Wo ich früher aufgeschlossen war, bin ich heute hinter einer dicken Mauer. Auch das kann Kommunikation erreichen. Keine Waffe ist verletzender als ein falsches Wort. Es nistet sich ein, wartet, reißt die Wunde immer wieder auf, gärt und eitert vor sich hin. Eine Wunde kann verheilen. Ein  einmal gesprochenes Wort kann nicht wieder zurück genommen werden.

Was mir oft auffällt ist der mangelnde Respekt mir gegenüber, als Frau und als Sub. Ich fühle mich oft als Freiwild. Habe ich kein Interesse wird der Kontakt beendet. Verhalte ich mich nicht wie erwartet werde ich beschimpft bevor der Kontakt abgebrochen wird. Ein normales Gespräch ist oft nicht möglich oder nicht gewünscht. Natürlich ist es in der anonymen Welt des Internets leichter sich so zu verhalten. Das Gegenüber ist ja nur ein virtueller Avatar. Der Mensch dahinter wird ignoriert, ausgeblendet, ist nicht greifbar. Natürlich gilt auch hier das gerade die negativen Beispiele eher auffallen. Ich habe durchaus Kontakte mit denen ich mich normal unterhalten kann. Angesichts dessen, was ich erlebt habe sind diese Kontakte wertvoll für mich.

Mir ist bewusst das nicht alle Männer (und Frauen) so sind. Und das es vor allem die negativen Beispiele sind, die auffallen. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann das wir alle wieder lernen freundlicher miteinander zu kommunizieren. Und uns weniger beschimpfen. Davon hat niemand etwas. Mehr Respekt für den Menschen hinter dem Account. Ich glaube das würde uns allen gut tun.

Und zum Schluss wünsche ich uns allen eine frohe Weihnachtszeit. Achtet auf Euch und die Menschen in eurer Umgebung. Ein freundliches Wort und ein Lächeln sind ein schönes Geschenk, das nicht viel kostet aber jemandem den Tag versüßen kann.